Das Equine Metabolische Syndrom (EMS) ist eine ernstzunehmende Stoffwechselerkrankung bei Pferden. Es steht oft in Verbindung mit:

  1. Insulinresistenz: Das Hormon Insulin hilft den Körperzellen, Zucker (Glukose) aus dem Blut aufzunehmen und zu nutzen. Bei Pferden mit EMS reagieren die Zellen jedoch weniger empfindlich auf Insulin, sodass mehr Insulin benötigt wird, um denselben Effekt zu erzielen. Dies kann zu einem erhöhten Insulinspiegel im Blut führen.
  2. Fettleibigkeit: Oft sind die betroffenen Pferde übergewichtig, insbesondere im Halsbereich (sogenannter „Kamm“ am Hals) und an der Kruppe. Es gibt jedoch auch normalgewichtige oder sogar untergewichtige Pferde mit EMS, sodass das Körpergewicht allein nicht ausreicht, um die Krankheit zu diagnostizieren.
  3. Anfälligkeit für Hufrehe: Durch die gestörte Insulinwirkung und die Fettleibigkeit sind Pferde mit EMS besonders anfällig für Hufrehe, eine schmerzhafte Entzündung des Hufes.

Ursachen von EMS:

Die genauen Ursachen von EMS sind nicht vollständig verstanden, aber man geht davon aus, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Eine zu energiereiche Fütterung, insbesondere mit hohem Zucker- und Stärkegehalt, und mangelnde Bewegung können das Risiko für die Entwicklung von EMS erhöhen.

Behandlung und Management von EMS:

  1. Diät: Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Behandlung von EMS ist die Anpassung der Ernährung. Das bedeutet, dass man den Zucker- und Stärkegehalt in der Nahrung reduzieren sollte. Heu kann beispielsweise gewässert werden, um den Zuckergehalt zu senken.
  2. Bewegung: Regelmäßige Bewegung ist essentiell, um den Glukosestoffwechsel zu verbessern und die Insulinempfindlichkeit zu erhöhen.
  3. Medikamentöse Therapie: In manchen Fällen können Medikamente nötig sein, um den Insulinspiegel zu senken oder die Insulinempfindlichkeit zu verbessern.
  4. Regelmäßige Überwachung: Es ist wichtig, den Zustand des Pferdes zu überwachen und gegebenenfalls die Behandlung anzupassen.

Prognose

EMS kann aus schulmedizinischer Sicht nicht geheilt werden, aber mit einem angemessenen Management können die meisten Pferde ein normales und schmerzfreies Leben führen. Es ist jedoch wichtig, ständig wachsam zu sein und die Ernährung und Bewegung des Pferdes genau zu überwachen, um Rückfälle oder Komplikationen zu vermeiden.

Nach meiner Erfahrung kann der Stoffwechsel sich aber auch bei EMS soweit wieder regenerieren, dass das Pferd ganz normal als gesund eingeordnet werden kann. Hierzu ist aber zunächst ein umfassendes Management erforderlich.

Merkmale von EMS

Das Equine Metabolische Syndrom (EMS) kann durch eine Reihe charakteristischer Merkmale, die oft durch einfache Beobachtung festgestellt werden, ins Auge fallen. Die Diagnose basiert häufig auf einer Kombination aus klinischen Anzeichen, einer körperlichen Untersuchung und Laboruntersuchungen.

Sichtdiagnose und klinische Merkmale von EMS:

  1. Regionale Fettleibigkeit: Ein auffälligstes Zeichen für EMS sind ungewöhnliche Fettansammlungen an bestimmten Stellen des Körpers. Dies beinhaltet:
    • Ein gefüllter „Kamm“ bzw. Mähnenkamm am Hals. Dieser Kamm ist bei vielen EMS-Pferden prall und fühlt sich hart an.
    • Fettdepots hinter den Schulterblättern, über dem Auge (supraorbital), an der Kruppe und an der Schweifbasis sowie an Euter bzw. Schlauch.
    • Einige Pferde können auch fettige Fettablagerungen in der Leistenregion oder um den Nabel haben.
  2. Anfälligkeit für Hufrehe: Pferde mit EMS können wiederholte Episoden von Hufrehe erleben, oft ohne offensichtlichen auslösenden Faktor.
  3. Geschichte von Fruchtbarkeitsproblemen: Stuten können unregelmäßige oder fehlende Zyklen und verminderte Fruchtbarkeit aufweisen.

Es gibt auch andere Erkrankungen und Stoffwechselstörungen, die ähnliche Symptome wie EMS zeigen können, daher ist es wichtig, das jeweilige Pferd und alle auftretenden Symptome ganzheitlich zu betrachten und dabei auch die Rahmenbedingungen und Begleitumstände zu berücksichtigen.

Fettpolster oder Lyphansammlungen?

Bei Pferden können auch Lymphansammlungen zu Schwellungen führen, die Polsterungen oder Verdickungen am Körper des Pferdes bilden können. Es ist wichtig, diese von den bei EMS auftretenden Fettpolstern zu unterscheiden, da die Ursache und die Behandlung dieser Zustände völlig unterschiedlich sein können.

Lymphödeme im Pferd:

Lymphödeme entstehen, wenn Lymphflüssigkeit sich in den Geweben ansammelt, weil sie nicht effektiv abfließen kann. Dies kann aufgrund einer Verstopfung oder Schädigung der Lymphgefäße oder -knoten auftreten, aber auch infolge einer Stoffwechselproblematik, insbesondere, wenn der Flüssigkeitshaushalt des Pferdes hiervon betroffen ist. Hier ist es wichtig, zu unterscheiden, da eine Diät hier sogar kontraproduktiv sein könnte, vielmehr müssen Maßnahmen ergriffen werden, die den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt des Pferdes regulieren helfen.

Merkmale von Lymphödemen:

  1. Konsistenz und Beschaffenheit: Ein Lymphödem fühlt sich in der Regel weicher an als ein Fettpolster und kann beim Drücken „eingedellt“ werden. Die Delle kann einige Sekunden oder sogar Minuten bestehen bleiben.
  2. Ort: Lymphödeme treten häufig in den unteren Extremitäten, speziell in den Hinterbeinen, auf, sie können aber auch an anderen Stellen auftreten und so leicht mit Fettpolstern verwechselt werden.
  3. Schmerzhaftigkeit: Während Fettpolster in der Regel nicht schmerzhaft sind, können Lymphödeme empfindlich oder schmerzhaft für das Pferd sein. Insbesondere ein „dicker Mähnenkamm“ kann häufig als Kombination aus Fett- und Flüssigkeitsansammlung auftreten und starke Spannungsgefühle oder Schmerzen ausläsen.
  4. Hautveränderungen: Bei chronischen Lymphödemen kann die Haut über dem betroffenen Bereich rau, verdickt und schuppig werden.

Fettpolster bei EMS:

  1. Konsistenz und Beschaffenheit: Fettpolster sind in der Regel fester und praller und behalten ihre Form bei, wenn man darauf drückt.
  2. Ort: Diese Polsterungen treten häufig in typischen Regionen wie dem Hals, der Kruppe, hinter den Schulterblättern und anderen oben genannten Stellen auf.
  3. Schmerzhaftigkeit: Sie sind in der Regel nicht schmerzhaft, es sei denn, es tritt eine andere Erkrankung oder Entzündung auf.

Um Lymphödeme von Fettpolstern zu unterscheiden, ist es hilfreich, sowohl die Lage als auch die Konsistenz der Schwellung sowie weitere Symptome und die Krankheitsgeschichte des Pferdes zu betrachten. Dabei sollte beachtet werden, dass häufig auch eine Kombination von Lymphansammlungen und Fettpolstern zu beobachten ist.